Informationen für den medizinischen Notfall

Transgender im Krankenhaus

Die Initiative "Transgender im Krankenhaus" will helfen, in Krankenhäusern Unsicherheiten zu begegnen, die im Notfall mit Menschen mit nicht eindeutiger Geschlechtszugehörigkeit auftauchen können.

Ziel ist es, auf Seiten der Behandler, des Pflegepersonals, aber auch der Betroffenen, Verhaltensweisen zu definieren, die Sicherheit im Umgang miteinander gewährleisten.

Die Problematik

Besonders angreifbar sind transidente Menschen in der Phase ihrer Angleichung an das Wunschgeschlecht, also in der Zeit, in der ihre Geschlechtszugehörigkeit als nicht stimmig von der Umwelt wahrgenommen wird.

In dieser Zeit begegnet man beispielsweise Männern ohne Bart und einer hohen Stimme, da die Stimme den Stimmbruch noch nicht durchlebt hat. Oder man trifft eine große Frau mit Bartschatten und tiefer, männlich wirkender Stimme.

In beiden Fällen wirkt der Anblick auf unbeteiligte und unwissende Mitmenschen oft befremdend und verunsichernd. Manche geben sich mit einem Lächeln zufrieden. Andere Mitmenschen bekämpfen ihre Unsicherheit den transidenten Personen gegenüber mit Mobbing, Ausgrenzung und Aggression, bis hin zu seelischer oder körperlicher Gewalt.

Die rechtliche Situation

Diese vorsichtige, sinnvolle und letztlich auch für die Gemeinschaft der Krankenversicherten kostensparende Vorgehensweise wurde am 11.01.2011 durch das Bundesverfassungsgericht gewürdigt, indem es entschied, dass eine Transfrau auch ohne geschlechtsangleichende Genital-OP personenstandsrechtlich als weiblich anerkannt werden kann. Vor dem 11.01.11 war aufgrund des bis dahin geltenden "Transsexuellengesetzes" (TSG) eine GAOP zwingend notwendig, um auch rechtlich als weiblich eingestuft werden zu können. Bei Transmännern war die Situation weniger rigide, da die Operationstechniken zum Aufbau eines männlichen Geschlechtsorgans noch nicht so weit fortgeschritten waren, als dass sie ein in jeder Hinsicht funktionierendes Organ produzieren konnten.

Die Entscheidung des BVG sagt im Wesentlichen:
"Eine geschlechtsumwandelnde Operation stellt eine massive Beeinträchtigung der von Art. 2 Abs. 2 GG geschützten körperlichen Unversehrtheit mit erheblichen gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen für den Betroffenen dar."Die unbedingte Voraussetzung einer operativen Geschlechtsumwandlung nach § 8 Abs. 1 Nr. 4 TSG stellte eine übermäßige Anforderung dar, da sie von Transsexuellen verlangt, sich auch dann dem Eingriff auszusetzen und gesundheitliche Beeinträchtigungen hinzunehmen, wenn dies im jeweiligen Fall nicht indiziert und für die Feststellung der Dauerhaftigkeit der Transsexualität nicht erforderlich ist."

Die Konsequenzen

Was ergibt sich aus dieser Rechtslage?

Verzichtet eine Transfrau aus den oben erwähnten Gründen auf eine geschlechtsangleichende Genital-OP, ist sie rechtlich trotzdem eine Frau und muss so behandelt werden. In unserer, in dieser Hinsicht relativ fortschrittlichen Gesellschaft, gibt es also schon jetzt Frauen mit Penis und Männer mit Vagina. Geschlecht ist nicht mehr an die rein äußerlichen Geschlechtsmerkmale gebunden.

Ist ein Krankenhausaufenthalt planbar, so kann die Situation im Vorfeld mit den Verantwortlichen im Krankenhaus besprochen werden. In fast allen Fällen lässt sich so im Vorfeld ein für beide Seiten akzeptables Miteinander gestalten. Problematisch dagegen sind Fälle, die nicht planbar sind: z.B. Notfälle. Zur Vorbereitung dieser Fälle laden wir alle Verantwortlichen zum Dialog über folgende Fragen ein:

  • Wie können sich Transpersonen, die körperlich nicht eindeutig sind, auf solche nicht planbaren Situationen vorbereiten?
  • Wie kann sich das Krankenhauspersonal auf solche Patienten und Patientinnen vorbereiten und einstellen?

Sollten Sie selbst in einem Krankenhaus für dieses Thema verantwortlich sein, würden wir uns über einen Kontakt freuen.

Email an (ta) regneas.eihpos) txkoeln.de)

Stand des Projekts

Solange die Inhalte der TX-Notfallkarte noch nicht mit den betroffenen Stellen abgestimmt sind, finden Sie hier den Stand des Projektes.

März 2017

Befragungen von Gruppen von Transpersonen durch Herr Koreman im Rahmen seiner Masterarbeit. (Ramon Koremann: stellv. Pflegedirektor des St.Augustinus Krankenhaus, Düren)

August 2016

Mit Hilfe von Frau Valhaus, der Gleichstellungsbeauftragten des Krankenhauses Köln-Holweide, wurde ein neuer Gesprächstermin für den 26.August vereinbart.

Längere Verzögerung aufgrund des Wechsels von Herrn Koremann von Köln nach Düren. Neuplanung der Aktivitäten.

23. Oktober 2015

Treffen bei TXKöln

Nach einer ausführlichen Diskussion über fast 2 Stunden haben wir voneinander gelernt. Wir bei TXKöln haben verstanden, dass sich das die Beziehung zwischen dem Pflegepersonal und einem Transgender-Patient nicht auf die Zimmerwahl beschränkt. Auch der Umgang mit der notwendigen Körpernähe im Rahmen der Pflege muss besprochen werden. Beim Pflegepersonal muss dafür ein Bewusstsein geschaffen werden, das sich am besten in Form von Fortbildungen schaffen lässt.

Als nächstes wollen wir klären, auf welchem Level und wie detailliert diese Fortbildung geschehen sollte. Dazu wird er bis Ende 2015 zwei Fragebogen entwerfen: einen für die Transpersonen und einen für das Pflegepersonal. Die Erfassung der Vorstellungen, Gefühle und Ängste werden anonym ausgewertet und dienen so als Grundlage für eine Evaluation. Ziel ist es, zeitnah eine Vorgehensweise zu finden, die beiden Seiten gerecht wird.

3. Juli 2015

Treffen im Krankenhaus Köln-Holweide mit der Gleichstellungsbeauftragten und dem Leiter der Notfallaufnahme. Er zeigt sich sehr interessiert und äußert den Wunsch, an einem Treffen von TXKöln teilzunehmen, um sich noch mehr in das Thema einarbeiten zu können.

Die Kölner Sozialderzernetin Frau Reker sagt zu, aufgrund ihrer Kontakte als Aufsichtsratmitglied der Kölner Kliniken erneut nachzuhaken. Es wird ein Kontakt zur Gleichstellungsbeauftragten der Klinik Holweide hergestellt.

Mai 2015

Die Kölner Sozialderzernetin Frau Reker sagt zu, aufgrund ihrer Kontakte als Aufsichtsratmitglied der Kölner Kliniken erneut nachzuhaken. Es wird ein Kontakt zur Gleichstellungsbeauftragten der Klinik Holweide hergestellt.

Februar 2015

Das Thema wird erneut besprochen. Alle Mitglieder der Stadt-AG unterstützen die Initiative. Auf Vermittlung der Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes wird ein Kontakt zum Geschäftsführer der Kölner Kliniken GmbH hergestellt. Leider erfolgt keine Rückmeldung.

Januar 2015

Erstellung einer "Notfallkarte", die im Falle, dass sich der Patient nicht äußern kann, seine Situation und seine Wünsche mitteilt. Vorstellung der Karte und Diskussion bei TXKöln.

Juli 2014

Auf einem Treffen der Hygiene-Fachleute aller Kölner Krankenhäuser wird die Präsentation ca. 80 Personen vorgestellt, mit der Bitte, diese Initiative in ihre Krankenhäuser zu tragen. Wie vermutet, funktioniert diese Massenansprache nicht. Rückmeldungen gab es bis Ende 2014 keine.

März 2014

Die Initiative wird der Kölner Stadt-Arbeitsgemeinsachft LST vorgestellt. Zum Thema wird zur nächsten Sitzung die Leiterin des Gesundheitsamtes eingeladen.